Ganz oft ist im Football zu hören, dass ein Gegner die Offense gut gelesen hat. Aber was heißt das eigentlich? Oder besser: Wie machen die das eigentlich?

Grundsätzlich besteht eine reguläre Offense Line aus einem Center, flankiert von jeweils zwei Guards und zwei Tackles. Die Aufgabe dieser Line ist es den Quarterback zu schützen. Damit haben wir 6 Spieler aufgezählt, ein Team besteht aus 11. Bleiben also noch 5 mit denen ich Schritte planen kann was ich mit dem Ball mache und wie ich davon ablenke, oder es den Gegnern schwerer machen kann an den ballführenden Spieler zu kommen.

Die Positionen die sich auf diese 5 Spieler aufteilen sind Tight Ends, Wide Receiver und Running Backs. Während die Rollen der letzen beiden recht klar sind, können Tight Ends Passämpfänger sein, den Ball im Lauf tragen (etwa in einer Motion) oder aber die Line unterstützen.

Der Einfachheit halber wird bei einer Einordnung nur auf die beiden zentraleren Rollen geachtet. Die Receiver stehen meist weit weg, sind manchmal nichtmal im Bild. Die Anzahl ergibt sich ja aber aus dem Rest. Wir reden von Personnel Groupings und zählen dabei also lediglich die Anzahl der Running Backs und der Tight Ends (in der Reihenfolge). Ein „21 Personnel“ oder einfach „21“ (irritierender Weise „twenty one“ und nicht „two one“) besteht also aus zwei Running Backs und einem Tight End. Und da noch 2 Spieler fehlen, sind das Wide Receiver.

So, das beschreibt so eine Grundbesetzung. Diese Kürzel, helfen aber auch bei der direkten Einordnung, in welche Richtung das Spiel damit gehen könnte. Gehen wir das mal der Reihe nach durch…

00, 01, 02 – Kein Running Back

Visualisierung von drei verschiedenen Aufstellungen ohne Running Back und mit jeweils keinem, einen oder zwei Tight Ends.
Aufstellungen ohne Running Back.

Zuerst Mal ein Blick auf die Systeme ohne Running Back geguckt. Dass hier ein Laufspielzug erfolgt ist extrem unwahrscheinlich. Die Tightends sind eher dafür da, dem Quarterback die nötige Zeit zu verschaffen, denn es wird weit. Typischer Weise findet sich etwa ein 01 oder 02 Personnel Grouping bei einem 3rd and far. Oder ein Spielzug der Kategorie Hail Mary.

10, 11, 12 – Ein Running Back

Visualisierung von drei verschiedenen Aufstellungen mit einem Running Back und jeweils keinem, einen oder zwei Tight Ends.
Aufstellungen mit einem Running Back.

Kommen wir zu den Systemen mit einem einzigen Running Back, auch den Single Back genannt. Hier wird zumindest angedeutet, dass ein Lauf realistisch ist. Es stehen aber in jedem Fall viele Spieler an der Linie, die den Ball fangen könnten. 11 und 12 Personnel Groupings sind die meist gewählten Besetzungen. Im 11 kann der Tight End den QB beschützen oder Löcher in die Defensive Line reißen, damit der RB da durch ziehen kann. Er kann aber auch ein paar Schritte laufen und selbst einen Pass in Empfang nehmen. Im 12 Personnel geht beides gleichzeitig.

20, 21, 22 – Zwei Running Backs

Visualisierung von drei verschiedenen Aufstellungen mit zwei Running Backs und jeweils keinem, einen oder zwei Tight Ends.
Aufstellungen mit zwei Running Backs.

Bei zwei Running Backs auf dem Feld, ist die Wahrscheinlichkeit schon groß, dass einer davon den Ball in die Hände bekommt. Je mehr Receiver dabei auf dem Feld stehen, desto stärker wird die Defense in einen Spagat gedrängt: Pass oder Lauf? In jedem Fall sind die 2X Personnel Besetzungen aber eher fokussiert auf ein paar Yards als gewinn. Auch bei einem 20 stünden ja genug Passoptionen auf dem Feld, aber die Line hat keine Unterstützung und der QB ist entsprechend leicht zu blitzen. Spräche also, wenn ein Pass, für einen schnellen, kurzen.

13, 23 – Drei Tight Ends

Visualisierung von zwei verschiedenen Aufstellungen, mit je 3 Tight Ends. Einmal mit zwei Running Backs und einmal mit einem.
Aufstellungen mit 3 Tight Ends.

Das sind Grundbesetzungen die laut schreien: Der Ball wird nicht geworfen! Typisches Szenario für ein 13 oder 23 Personnel ist etwa ein 4th and short oder ein Goal-Line-Szenario. Eher etwas für Inches als für Yards.

Täuschungsmanöver

So weit, so gut. Jetzt wissen wir also, dass bei einem 21 gelaufen wird und bei einem 12 gepasst. Allerdings weiß die Defense das natürlich auch. Und die Offense weiß, dass die Defense das weiß. Also wird sowas gelegentlich auch explizit genommen um die Gegner in die Irre zu führen. Darum gehört ein Play Action pratkisch zum Standard-Manöver. In jedem Fall wird immer ein Lauf angetäuscht, denn selbst die kleinste Irritation kann über den Erfolg des Spielzugs entscheiden.

Selbstverständlich wechselt ein Team die Besetzung regelmäßig. Auch wenn viele Teams einen Standard haben, so wird das trotzdem oft hin und her getauscht, je nachdem, was die Situation oder die Strategie gerade erfordert.

Challenge! Accepted?

Achte mal, wenn du das nächste Mal Football guckst, auf die Personnel Groupings. Vorm Snap ist das Team meist 2 oder 3 Sekunden in Formation zu sehen. Das geht mega schnell und ist wirklich nicht leicht. Aber probier das mal, und kurz zu überlegen, ob das wohl eher ein Lauf oder ein Pass wird. Und dann mal gucken wie oft du richtig liegst. Lass mich wissen, wie’s lief. Ich find’s etwas kompliziert und anstrengend, aber auch sehr unterhaltsam.


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3 thoughts on “Offense lesen: 21 Personnel

  1. Hallo Karsten,

    sehr schön zu lesen.
    Als langjähriger Beobachter der NFL natürlich nicht alles neu, aber immer wieder gut mal es wieder zu lesen.
    Bin gespannt was noch kommt. Mir fällt da vieles ein.

    Auf ein gutes Gelingen.

    P.S.: Bei den Schlagworten fehlen die Wide Receiver.

    1. Hi Roland,

      Das freut mich zu hören, vielen Dank. Und wenn du Ideen hast immer her damit. Bin für jeden input dankbar.

      Wegen der Schlagwörter bin ich noch nicht ganz sicher was ich da alles vertagen möchte. Erstmal hab ich die raus gelassen, weil ich dachte es geht ja vordergründig nur um Running Backs und Tight Ends. Aber vielleicht ändere ich das noch. 🤷
      Danke in jedem Fall für den Hinweis.

      Grüße aus Düsseldorf,
      Karsten

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